Nachruf Josef Walch

von Jessen Oestergaard im Namen von KünstlerInitiative Schwetzingen KIS e.V.:

Josef Walch sprach mich 2006 bei der Ausstellung „Atelier & Künstler“ des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg an. Ich kannte ihn nicht, wusste nicht, dass er zu diesem Zeitpunkt mehr als 20 Jahre Professor an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle war, wusste nicht, dass er früher Lehrer an „meinem“ Hebel-Gymnasium Schwetzingen war, wusste nicht, dass er schon etliche Bücher zur Kunstdidaktik herausgegeben hatte. Aber ich wusste sofort, dass er für die Kunst brannte. Er war bestens vertraut mit den Künstlern der Region und schlug ohne Umschweife die Gründung eines Künstlervereins vor.

Er führte mich zu seinem Exponat, einem großformatigen Künstlerbuch aus selbst geschöpftem Papier und wir kamen intensiv ins Gespräch. Das war die Geburtsstunde der KünstlerInitiative Schwetzingen KIS e.V., die in unserer Region eine Lücke füllte, indem sie eine von Künstlern selbst initiierte Plattform darstellte. Dementsprechend war das Interesse von Beginn an immens: zu allen Ausstellungseröffnungen kamen seit 2007 immer weit mehr als 200 Besucher, ob zur „gARTen“ in die Orangerie im Schlossgarten Schwetzingen, oder zur „artSchwetzingen“ ins Lutherhaus.

Josef Walch bereicherte die Geschicke von KIS mit seiner kunstdidaktischen Erfahrung, mit Vorträgen, mit kurzweiligen Anekdoten über Künstler und Kunstwerke, mit Kontakten in der Kunst- und Hochschulszene, auch mit, im Interesse der Kunst, streitbaren und konstruktiven Diskussionen – und mit seinen eigenen farbintensiven Werken aus selbst handgeschöpftem Papier. Unsere erste thematische KIS-Ausstellung zu Voltaire konnte durch ihn auch in Halle gezeigt werden. Parallel zu KIS war er immer in weiteren Projekten engagiert, gründete mit seiner Sammlung das Deutsche Hasenmuseum, und auch nach seinem Ausscheiden aus dem KIS-Vorstand 2018 führte er sein Engagement weiter.

Ich selbst durfte in den letzten Jahren an weiteren durch ihn initiierten Projekten mit ihm zusammenarbeiten, z.B. der kreativen Filmdokumentation über das Rothacker’sche Haus in Schwetzingen zum Tag des Offenen Denkmals 2020 und zuletzt am Film über eine Klangperformance in den mittlerweile abgerissenen Gebäuden der Firma Pfaudler auf dem jetzigen neuen Stadtteil „Schwetzinger Höfe“ der Firma Epple 2021. Josef war bis zum Schluss am Planen und Kreieren neuer Kunstprojekte. Seine Leidenschaft für die Kunst war in unserer Region und über sie hinaus beispielhaft und einzigartig.

Wir haben einen im besten Sinne engagierten Kunstvermittler, Kunstförderer und Künstler verloren, den wir nie vergessen werden.

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